Gefahren durch Social Media – Wie unsere mentale Gesundheit unter Druck gerät
- exceedU

- 15. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Soziale Medien sind längst ein fester Bestandteil unseres Alltags. Sie verbinden uns, informieren uns, unterhalten uns – und gleichzeitig belasten sie uns psychisch stärker, als wir oft wahrhaben wollen. Studien zeigen, dass exzessive Social-Media-Nutzung zunehmend mit Angstzuständen, Depressionen, geringem Selbstwertgefühl und Schlafstörungen in Verbindung steht. Doch wie genau zerstört Social Media unsere mentale Gesundheit – und was können wir dagegen tun?
Der Kreislauf aus Dopamin und Vergleich
Plattformen wie Instagram, TikTok oder X (ehemals Twitter) sind so konzipiert, dass sie unser Belohnungssystem aktivieren. Jede Benachrichtigung, jedes Like, jeder Kommentar löst einen kleinen Dopaminstoß im Gehirn aus – das gleiche Hormon, das auch bei Glücksgefühlen oder Erfolgserlebnissen ausgeschüttet wird.
Die amerikanische Psychologin Dr. Jean Twenge beschreibt in ihrer Forschung, dass Jugendliche und junge Erwachsene, die täglich mehrere Stunden auf Social Media verbringen, ein deutlich höheres Risiko für depressive Symptome zeigen als jene, die ihre Nutzung auf unter eine Stunde begrenzen. Quelle: Twenge, J. M. (2023)
Dieser Dopamin-Kreislauf führt dazu, dass Nutzer:innen immer wieder zurückkehren, um Bestätigung zu suchen – und sich dabei zunehmend vergleichen. Perfekte Körper, scheinbar makellose Karrieren und gefilterte Realitäten erzeugen das Gefühl, „nicht genug“ zu sein.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Folgen
Laut der American Psychological Association (APA) berichten über 50 % der Jugendlichen, dass Social Media ihr Selbstbild negativ beeinflusst. Ein Drittel gibt an, dass sie sich nach der Nutzung schlechter fühlen als zuvor. Quelle: APA, 2023
Auch die World Health Organization (WHO) warnt davor, dass der übermäßige Konsum digitaler Medien – insbesondere bei jungen Menschen – die emotionale Stabilität und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt. Quelle: WHO, 2023
Eine großangelegte Untersuchung des Pew Research Center (2022) ergab zudem, dass mehr als 35 % der Jugendlichen soziale Medien als Hauptquelle für Stress empfinden – und gleichzeitig das Gefühl haben, sich davon nicht lösen zu können. Quelle: Pew Research Center, 2022
Wenn Social Media zur mentalen Belastung wird
Die permanente Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit und der soziale Druck führen bei vielen zu Symptomen von Überforderung, Reizbarkeit oder Schlafmangel. Der Effekt ist vergleichbar mit einem „mentalen Dauerstress“.
Ein Bericht der Royal Society for Public Health (RSPH) beschreibt Social Media als eines der größten Risiken für die psychische Gesundheit junger Erwachsener. Die Plattformen fördern den Vergleich, die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), und ein unrealistisches Bild von Erfolg und Schönheit. Quelle: RSPH, 2023
Was wir tun können – bewusster Umgang statt Verteufelung
Social Media ist nicht per se schlecht. Es bietet Zugang zu Informationen, Unterstützung und Gemeinschaft. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Experten empfehlen, den eigenen Konsum bewusst zu reflektieren:
Zeitlimits setzen: Maximal 60–90 Minuten tägliche Nutzung reduzieren negative Effekte deutlich.
Inhalte kuratieren: Nur Konten folgen, die inspirieren oder informieren – statt zu vergleichen.
Offline-Zeiten einplanen: Digitale Pausen, vor allem abends, fördern Schlaf und Konzentration.
Echtheit zulassen: Authentischer Austausch statt Perfektionismus hilft, mentale Stabilität zu wahren.
Wie die Europäische Kommission in einer aktuellen Erhebung betont, ist Medienkompetenz künftig eine der wichtigsten Fähigkeiten zur Wahrung psychischer Gesundheit – besonders bei Jugendlichen. Quelle: Europäische Kommission, 2023
Fazit
Social Media kann verbinden – oder zerstören. Es hängt davon ab, wie bewusst wir damit umgehen. Die Daten zeigen klar: Je mehr Zeit wir online verbringen, desto größer ist das Risiko für mentale Belastung.
Es ist an der Zeit, dass wir Social Media nicht nur technisch, sondern auch psychologisch verstehen – als Werkzeug, das wir steuern müssen, bevor es uns steuert.
📚 Quellenverzeichnis (verlinkt):
1. American Psychological Association (APA) – Stress in America 2023
2. Twenge, J. M. (2023). iGen
3. Pew Research Center – Teens, Social Media and Technology 2022
4. World Health Organization – Mental Health and Digital Technologies Report (2023)
5. Royal Society for Public Health – Status of Mind Report (2023)
6. Europäische Kommission – Youth Mental Health and Digital Media (2023)








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